METALL-INNUNG

Mainfranken-Mitte
 

Berufsbörse Kitzingen 2016

Mehr Betriebe, weniger Schulklassen

Früher war vieles anders. Das trifft auch auf die Kitzinger Berufsbörse in der Wirtschaftsschule zu. Früher strömten die Schüler herbei, während die Betriebe beinahe überredet werden mussten, um Präsenz zu zeigen. Heute ist es genau anders herum.

 

Gertrud Reinlein kann sich noch gut an die Anfänge der Berufsbörse erinnern. Kein Wunder: Sie hat die Idee vor 19 Jahren ins Leben gerufen. Von der Berufsschule wechselte die Lehrerin damals an die Wirtschaftsschule und wollte gleich einen neuen Impuls setzen.

Vorher musste sie aber erst einmal jede Menge Überzeugungsarbeit leisten. Der Name, der Ort, das Datum: All das wurde im Lehrerkollegium damals heftig diskutiert. Und die Schulen im Umkreis wollten erst recht überzeugt sein. Gertrud Reinlein fuhr persönlich zu jedem einzelnen Schulleiter und sprach in der Stadt Kitzingen und im Landratsamt vor.

"Der Aufwand hat sich mehr als ausbezahlt", freut sich Robert Schöfer, der aktuelle Schulleiter i.V. der Kitzinger Wirtschaftsschule, der vor 18 Jahren als Lehrer an die Schule kam. Von 20 teilnehmenden Betrieben im Anfangsjahr ist die Zahl auf 81 gestiegen. Ein Ende ist nicht in Sicht. "Wir haben schon wieder fünf Anmeldungen von neuen Betrieben für 2017", freut sich Johanna Kister, die zusammen mit ihrer Lehrerkollegin Bettina Schütz die Veranstaltung seit ein paar Jahren organisiert. Die Betriebe hätten im Lauf der Jahre die Wichtigkeit einer öffentlichen Präsentation und Kontaktaufnahme mit zukünftigen Auszubildenden verinnerlicht. Insofern sei es mehr als bedauerlich, dass die Zahl der interessierten Schüler sinkt.

Peter Guller ist seit 18 Jahren bei der Berufsbörse präsent. Guller ist Ausbilder bei FrankenGuss. Vor zehn Jahren haben ihm die Schüler noch den Stand eingerannt. "Heute muss ich sie schon fast mit dem Lasso einfangen." Dennoch: Der Aufwand lohnt sich. "Alle Jahre bleiben zwei bis drei hängen, die sich tatsächlich bei uns bewerben."
Früher wurden die Schüler mit Shuttlebussen nach Kitzingen gefahren. Das ist seit ein paar Jahren anders. "Das merken wir natürlich", bestätigt Bettina Schütz vom Organisationsteam. Die Zahl der angemeldeten Klassen sei massiv zurückgegangen. Eine Erklärung: Die Berufsorientierung sei mittlerweile an jeder Schule ein Thema. "Die meisten Schulen organisieren ihre eigenen Veranstaltungen."

Bettina Schütz und ihre Kollegin Johanna Kister wollten beizeiten gegensteuern. Sie haben nicht nur alle Schulen im Landkreis angeschrieben und umfangreiches Informationsmaterial verschickt - inklusive Arbeitsblätter für die Schüler mit Erkundungsaufträgen. Sie haben auch das Schulamt angeschrieben und alle Schulen zu einer Info-Veranstaltung im Vorfeld der Berufsbörse eingeladen. Ergebnis: Nur die Paul-Eber-Mittelschule hat einen Vertreter geschickt. Gestern war die Schule auch mit acht Klassen präsent. Weitere Anmeldungen kamen aus Wiesentheid und selbst aus Gaukönigshofen im Landkreis Würzburg. Zum ersten Mal sind drei Flüchtlingsklassen aus der Berufsoberschule da gewesen. Selbst drei vierte Klassen aus der St. Hedwig-Schule machten einen Rundgang.

 

Trotz der sinkenden Schülerzahlen steht für den Schulleiter i.V. Robert Schöfer außer Frage, dass die Berufsbörse auch in den kommenden Jahren stattfinden wird. Er überlegt, aus der Vergangenheit zu lernen und die Idee von Gertrud Reinlein aufzugreifen. "Vielleicht fahre ich auch mal jede einzelne Schule ab und spreche mit den Schulleitern, um sie von der gemeinsamen Sache zu überzeugen."

(Bericht Main-Post - Ralf Dieter 28. Januar 2016)

zurück